Glutenfreie Ernährung liegt im Trend. Promis und Profisportler preisen die Vorteile einer glutenfreien Ernährungsweise – sei es etwa in Form von „Clean Eating“, Paleo oder einer ketogenen Diät, die sehr glutenarm ist – an. Für Menschen mit bestimmten Erkrankungen ist es notwendig, auf Gluten zu verzichten. Aber gibt es auch Vorteile einer glutenfreien Ernährung für Gesunde, oder ist es gar gefährlich, Gluten vom Speiseplan zu streichen?
Was Gluten ist und wer eine glutenfreie Ernährung einhalten sollten
Wichtig ist eine glutenfreie Ernährung für Menschen, bei denen Gluten Beschwerden auslöst. Dazu zählen Erkrankte an Zöliakie, Weizenallergie, Glutensensitivität, Gluten-Ataxie und Dermatitis herpetiformis. Auch für Menschen mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom oder Colitis ulcerosa sowie Personen, die an Typ-1-Diabetes oder HIV-assoziierter Enteropathie leiden, kann eine glutenfreie Ernährung hilfreich sein. Für die meisten von ihnen führt der Verzehr von Gluten zu unangenehmen Verdauungsbeschwerden sowie Symptomen wie Kopfschmerzen, Erschöpfung und Hautproblemen. Bei Zöliakie verursacht Gluten eine permanente Schädigung der Dünndarmschleimhaut, was die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt. Je nach Art der Erkrankung kann ein strenger und lebenslanger Verzicht oder eine starke Reduktion von Gluten für die Gesundheit notwendig sein.
Glutenfreie Ernährung für Gesunde – eine gute Idee oder gefährlich?
Eine glutenfreie Ernährung kann dabei helfen, mehr frische und vollwertige Nahrungsmittel zu essen und so mehr Nährstoffe zu sich zu nehmen. Das setzt aber eine umfangreiche Neugestaltung des Speiseplans voraus.
Einfach glutenhaltige durch glutenfreie Produkte zu ersetzen, ist langfristig nicht unbedingt gesund. Das liegt zum einen daran, dass bei einer glutenfreien Ernährungsweise auf viele Getreidearten verzichtet wird. Getreide – vor allem in Form von Vollkorn – bietet aber viele wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe wie zum Beispiel Eisen. Eine Studie der US-amerikanischen Mayo Clinic an 309 Zöliakie-Erkrankten zeigt, dass sie im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe häufiger einen Mangel an Zink, Kupfer, Folat (Folsäure), Ferritin (Eisen) und Vitamin B12 aufwiesen. Ob eine nicht optimal gestaltete glutenfreie Ernährung oder etwaige Dünndarmschäden zu den Nährstoffdefiziten geführt hat, wurde im Rahmen der Studie nicht untersucht. Außerdem muss festgehalten werden, dass in den USA zahlreiche konventionelle Getreideprodukte unter anderem mit Folsäure, Eisen und Vitamin B12 angereichert werden. In Deutschland ist dies nicht der Fall. Dennoch wird auch hierzulande bei der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährungsweise eine Ernährungsberatung empfohlen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Glutenfreie Ersatzprodukte wie Brot oder Nudeln bestehen meist aus Reis- und Maismehl. Reis und Mais weisen ein anderes Nährstoffprofil auf als glutenhaltige Getreidesorten. Es gibt auch glutenfreie Ersatzprodukte mit glutenfreier Weizenstärke. Dabei handelt es sich um raffiniertes Getreide, dem Gluten entzogen wurde. Im Rahmen dieser Raffinierung gehen aber bioaktive Bestandteile und Ballaststoffe verloren.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Hersteller glutenfreier Produkte darauf gesinnt sind, Brot, Nudeln und Co. möglichst nah am Original herzustellen. Vor allem wer ohne medizinische Notwendigkeit auf glutenfreie Produkte zurückgreift, möchte nicht das Gefühl haben, in Styropor zu beißen. Damit glutenfreie Backwaren attraktiv aussehen und lecker schmecken, werden ihnen zum Teil mehr Fett, Salz, Zucker oder andere Zusatzstoffe beigemengt. Der Griff zu glutenfreien Produkten kann also bedeuten, dass man plötzlich unbewusst mehr Zucker, Salz oder Fett konsumiert. Insbesondere für Personen mit Herzerkrankungen oder Diabetes wäre dies nachteilig.
Ein weiterer Nachteil ist der Preis. Glutenfreie Lebensmittel müssen speziell kontrolliert werden und sind deshalb teurer.