StartseiteReisen und TourismusDie Fotografin, Filmemacherin und Autorin Désirée von Trotha ist kurz vor ihrem 60. Geburtstag gestorben.

Die Fotografin, Filmemacherin und Autorin Désirée von Trotha ist kurz vor ihrem 60. Geburtstag gestorben.: OnPrNews.com

„Die Nomaden haben in der Balance zwischen Freiheit und Sicherheit immer die Gewichtung auf die Freiheit gelegt …“, sagte die Fotografin, Filmemacherin und Autorin Désirée von Trotha vor wenigen Monaten in einem Interview, das anlässlich ihrer großen Ausstellung „Sahara – Fotografien von 2010 – 2020“ im Stadthaus Ulm geführt wurde. Sie beschrieb mit dieser Aussage natürlich auch einen eigenen Charakterzug.

Seit 30 Jahren reiste Désirée von Trotha jährlich für mindestens sechs Monate in die Nomadengebiete der Sahara-Sahel-Regionen. Sie überstand dort Rebellionsfehden, Kriegswirren, sie begleitete Flüchtlinge, überlebte schwere Infektionskrankheiten und Sandstürme. Nichts konnte sie davon abhalten, als Chronistin alte Nomaden-Kulturen in Wort und Bild festzuhalten. Nun ist Désirée von Trotha am 27. November, nur wenige Wochen vor ihrem 60. Geburtstag gestorben. In München, wo sie lebte, wenn sie nicht in der Wüste war.

Désirée von Trotha wurde am 30. Dezember 1961 geboren. Sie studierte Fotografie und Grafik, später Film an der Hochschule für Fernsehen und Film in München und am Royal College of Art in London. Als Regieassistentin kam sie 1991 zum ersten Mal in die Wüste. In Agadez, der alten Handelsstadt in Niger, lernte sie eine Goldschmiedefamilie kennen. Die Familie schickte ihr Schmuck nach München. Sie kümmerte sich um den Verkauf und brachte das Geld in bar nach Agadez. Die Freundschaft veranlasste sie, jedes Jahr dorthin zu fahren und mit den Tuareg durch die Wüste zu ziehen.

Bald schon kannte sie sich derart profund aus, dass sie als Reiseleiterin Gruppen durch die Sahara begleiten konnte. Sie schrieb ihren ersten Erzählband „Die Enkel der Echse“. Große Fotobände und Ausstellungen folgten. Nichts war Désirée von Trotha wichtiger, als den Porträtierten „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Ebenso wichtig war ihr, keine romantisierenden Klischees zu liefern. Missstände wollte sie weder in Wort noch Bild laut und „vulgär“ anprangern, sondern sie setzte auf die Kraft der leisen Töne, auf eine geheimnisvolle Poesie. Vor zehn Jahren konnte Désirée von Trotha ihre Erfahrungen über die Sahel-Zonen-Regionen in einem Dokumentarfilm bündeln. Sie drehte 2011 in Mali auf dem großen Musikfestival. Nur ein Jahr später herrschte Krieg in Nord-Mali. Ihr Film „Woodstock in Timbuktu – die Kunst des Widerstands“ wurde auf vielen Festivals gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet.

Seit den Kriegsjahren widmete sich Désirée von Trotha immer mehr dem Thema Exil und unterstützte eine Schule. 2020 veröffentlichte sie eine Reportage über den Beginn einer neuen Goldrauschepoche, mit fatalen Folgen für die Menschen und den Naturraum. Die Ausstellung diesen Sommer in Ulm hätte der Auftakt für eine Reihe von neuen Ausstellungen und Werken sein sollen. Nun wurde sie ein Vermächtnis. Das Vermächtnis einer stolzen, freien Frau, die ein unabhängiges, selbstbestimmdes Leben führte. Als mutige Journalistin, als begabte Künstlerin, als gute, treue Freundin. „Was mir (an der Wüste) gefällt, dass es kein ‚vielleicht‘ gibt, sondern nur ‚ja‘ oder ’nein‘. Und vielleicht Wunder“, sagte Désirée von Trotha. Kein Wunder half, ihren tragischen Tod durch den Sturz vom Fahrrad zu verhindern.

 

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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